Professionalisierung der Mediation

Ausbildung und Fortbildung sind wesentliche Mittel der Professionalisierung, aber es gehört noch mehr dazu.

Sophia Cojaniz von Erkenne neue Wege – Institut für Supervision und Mediation hat uns sehr guten Input zum Thema Professionalisierung gegeben, den wir hier gerne weitergeben:

Wege, wie wir die Mediation professionalisieren können

von Sophia Cojaniz

Mediation wird immer wieder gern mit Meditation oder Streitschlichtungsverfahren verwechselt. Was können Mediatoren und Mediatorinnen tun, um Mediation zu professionalisieren und eine eigene „Marke“ entstehen zu lassen, die bekannt und vor allem anerkannt ist?

Mit dieser Frage habe ich mich in der letzten Zeit viel beschäftigt und möchte gern meine Gedanken dazu teilen.

Seit 2012 gibt es nun das Mediationsgesetz (MediationsG), welches 2015 durch Artikel 135 geändert worden ist und den zertifizierten Mediator ins Leben gerufen hat. Das ist erst mal ein guter Schritt in die richtige Richtung, finde ich. Denn dadurch entstand ein gesetzlich geschützter Titel. Mediator:in ist bekanntlich nicht geschützt, zertifizierte Mediator:in hingegen schon

Also schon mal toll, dass zertifizierten Mediator:innen nun einen geschützten Titel tragen!

Was sagt das Gesetz sonst noch?

  1. Im MediationsG §6

Hier wird ausführlicher auf die Pflicht eines zertifizierten Mediators eingegangen, sich regelmäßig fortzubilden.

Hier sehe ich die Chance, Mediation im Allgemeinen zu professionalisieren. Warum?

Fort-und Weiterbildungen geben Mediatoren und Mediatorinnen die Möglichkeit sich zu professionalisieren und ein Profil zu entwickeln. Durch Fortbildung erweitern Mediatoren und Mediatorinnen ihre Kompetenzen und entwickeln ihre Persönlichkeit. Sie erhalten neues Verständnis in Vertiefungsgebieten der Mediation und lernen neue Methoden um noch themenspezifischer auf ihre Mediand:innen eingehen zu können.

So können Mediatoren und Mediatorinnen nachweisen, dass sie auf dem aktuellen Stand sind, weil es der Standard unseres Berufszweiges ist und Fort-und Weiterbildungen ernstgenommen werden.

Die Teilnahme an Vertiefungsseminaren bringt übrigens nicht nur den Mediand:innen etwas, sondern auch den Mediator:innen selbst.

Wer mehr Wissen hat, erlangt dadurch auch mehr Sicherheit in der Mediation.

Good to know: Wenn Mediatoren und Mediatorinnen darauf achten, dass die Vertiefungsseminare die sie besuchen, auch von großen Verbänden anerkannt werden, dann ist es auch möglich, den zertifizierten Mediator zu erweitern und sich mit den fehlenden Fachstunden in den Vertiefungsgebieten in einem der Verbände anerkennen zu lassen.

Mein  Jahresprogramm 2022 zu Fortbildungen bietet solche Möglichkeiten.

  1. Mitgliedschaft in einem Verband

Wenn man einen ungeschützten Titel trägt, egal in welchem Beratungs-oder Begleitungsformat man sich bewegt, ist es zusätzlich hilfreich, darauf zu achten, einem großen und anerkannten Verband beizutreten. Für Mediatoren und Mediatorinnen sind das z.B. die Verbände, BM, BMWA und BAFM.

Da Mediatoren und Mediatorinnen für die Anerkennung der Verbände zusätzliche Voraussetzungen erfüllen muss, ist es also ein „Qualitätsmerkmal“, wenn diese die zusätzlichen Bezeichnungen wie z.B. „Mediator BM“ oder „Mediatorin BM“ führen können.

  1. Vernetzung

Eine weitere Möglichkeit der Professionalisierung sehe ich in der Vernetzung miteinander.

Mediatoren und Mediatorinnen können sich gegenseitig unterstützen und bereichern. Netzwerken macht dann Sinn, wenn Mediatoren und Mediatorinnen sich aller ihrer Stärken und Schwächen bewusst sind. Wenn ein/e Mediator:in eine Anfrage für einen Fall bekommt und weiß, dass er/sie in diesem Fachgebiet nicht so stark aufgestellt ist, dann macht es Sinn, eine/n Kolleg:in hinzuzuziehen, die versiert in diesem Bereich ist.

Oder wenn krankheitsbedingt ein Fall nicht angenommen werden kann, können durch gute Vernetzung direkt Kolleg:Innen empfohlen werden. Dies unterstützt die Mediationskolleg:innen und professionalisiert die Außenwirkung. Und in erster Linie macht Vernetzung Sinn, damit Mediatoren und Mediatorinnen sich als Berufsgruppe organisieren und sichtbarer werden.

Ein bekanntes Vorurteil über Mediation ist auch, dass Mediationen kein Geld einbringen und der Mediationsmarkt eigentlich ein Ausbildermarkt ist.

Ich glaube, dass wir durch die oben aufgeführten Punkte einen Umschwung erreichen könnten, denn die Ausbilder sind meistens die, die genau das leben. Sich regelmäßig Fort-und Weiterbilden, den großen Verbänden angehören und Profis im Netzwerken sind.

Last but not Least:

Ich habe neulich gehört, dass in der Ausbildung zum zertifizierten Mediator:in die Beziehungsebene zu kurz kommen würde, wenn man sich an die gesetzlich vorgegebenen Lerninhalte hält. Das sehe ich anders. Die Ausbildung zum/zur zertifizierten Mediator:in ist beziehungsorientiert und der Perspektivwechsel steht in dem Verfahren Mediation, im Fokus und ist ein elementarer Teil des gesamten Prozesses. Auch hier dürfen wir uns entschieden gegen diesen Vorwurf wenden. Der/die zertifizierte Mediator:in, bei einem guten Ausbildungsinstitut mit der Haltung eines Mediators gelernt, ist eine solide Basis für eine gelungene Mediation, aber nach der Ausbildung darf es nicht aufhören. Mediatoren und Mediatorinnen sind es dem Kunden und dem Format Mediation “schuldig” sich immer weiter zu professionalisieren.

 

 

 

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